Wie Verpackungstechnologie Ernährung sichert und Energie spart – Hassia-Redatron-CEO Stephan Bahr im Interview

Das deutsche Unternehmen Hassia-Redatron ist weltweit im Verpackungsmaschinenbau unterwegs. Im Interview erzählt CEO Stephan Bahr, weshalb Verpackungstechnologie ein Schlüssel zur Ernährungssicherheit ist und welche Chancen Kreislaufwirtschaft, Recyclingfähigkeit und nachhaltige Verpackungslösungen eröffnen.

Verpackungstechnologie ist ein Schlüssel zur Ernährungssicherheit. Unsere Maschinen sorgen dafür, dass Lebensmittel auch unter schwierigen Bedingungen wie hohen Außentemperaturen hygienisch, haltbar und ressourcenschonend verpackt werden können. Gerade bei Projekten wie denen von UNICEF sehen wir, wie Technologie Leben retten kann, indem sie den Zugang zu sicheren und kostengünstigen Portionen gewährleistet.

Wir verstehen die Kritik. Aber Portions-Verpackungen sind in vielen Regionen unverzichtbar, weil sie den Menschen überhaupt erst Zugang zu sicheren Lebensmitteln ermöglichen. Im Globalen Norden arbeiten wir gleichzeitig an Recyclingfähigkeit, Monomaterialien und papierbasierten Lösungen, um die ökologische Bilanz zu verbessern. Für uns ist das kein Widerspruch, sondern ein Ansporn, bedarfsgerechte Verpackungslösungen zu entwickeln. 

Auch in dieser Branche sind Produktsicherheit und Nachverfolgbarkeit essenziell. Gerade wenn es um kleine Losgrößen geht, bieten unsere Lösungen höchste hygienische Standards und Flexibilität. Besonders im Bereich Nutrition, Pharmazie und kundenspezifischen Applikationen sehen wir hier großes Potenzial.

Die PPWR (Anmerkung der Redaktion: Packaging and Packaging Waste Regulation) ist ein Gamechanger: Sie fordert uns heraus, eröffnet aber auch enorme Chancen. Wer jetzt in Kreislaufwirtschaft, Materialeffizienz und standardisierte Nachhaltigkeitslösungen investiert, wird international an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen. Wir sehen uns hier als Enabler für unsere Kunden, die regulatorischen Anforderungen nicht nur zu erfüllen, sondern daraus Marktvorteile zu generieren.

Mit der Kaltabfüllung haben wir ein Verfahren entwickelt, das den Energieverbrauch drastisch reduziert, weil keine thermische Sterilisation mehr nötig ist. Das bedeutet weniger Kohlendioxid-Emissionen durch Heiz- und Kühlprozesse vor und nach der Beutelabfüllung – und gleichzeitig höchste Produktsicherheit, ohne die Kosten und prozessualen Herausforderungen einer aseptischen Anlage. Für uns ein Paradebeispiel, wie Technologie, Effizienz und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen.

Wir setzen auf Mentorenprogramme, eine digitale Wissensplattform und Tandem-Modelle. So fließt das Know-how unserer erfahrenen Kollegen direkt in die Projekte der jungen Generation. Gleichzeitig bringen die Jüngeren ihre Digital-Native-Mentalität ein – das ergibt eine sehr fruchtbare Kombination.

Verpackungsmaschinenbau wird zur Brückentechnologie zwischen Ökonomie und Ökologie. Unsere Aufgabe ist es, Produkt- und Ressourcensicherheit mit nachhaltigen Materialien und digitaler Effizienz zu verbinden. Ich bin überzeugt: Die Branche wird ein zentraler Treiber dafür sein, dass Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit keine Gegensätze mehr sind.