Lebensmittel, die vom Großhandel nicht verkauft werden konnten, sind in Kopenhagen im Too Good To Go-Shop für Privatpersonen zu reduzierten Preisen erhältlich. Foto: Too Good To Go
Lebensmittelverluste: Mehr als zwei Milliarden Tonnen pro Jahr in 2030
Umwelt schützen und Lebensmittel retten
Wäre Lebensmittelverschwendung ein Land, läge es mit seinen CO2-Emissionen direkt hinter denen von den USA und China. Nach einem Bericht der Boston Consulting Group aus dem Jahr 2018 soll sich demnach ohne Gegenmaßnahmen die weltweite Lebensmittelverschwendung bis zum Jahr 2030 um ein Drittel auf mehr als zwei Milliarden Tonnen pro Jahr erhöhen.
VERLORENE LEBENSMITTEL IN ZAHLEN
Alleine in Deutschland entstehen jährlich durch weggeworfene Nahrungsmittel über 38 Millionen Tonnen Treibhausgase. Das Äquivalent an genutzter Agrarfläche für die weggeworfenen Lebensmittel beträgt mehr als 40.000 Quadratkilometer. Zum Vergleich: Die Niederlande besitzen eine Gesamtfläche von etwa 42.000 Quadratkilometern. Zudem wurden für die Lebensmittel etwa 216 Millionen Kubikmeter Wasser verbraucht, das ist in etwa so viel, wie die Stadt Berlin in einem Jahr an Wasser verbraucht.
In Großbritannien geht das „Waste & Resources Action Programme“ davon aus, dass britische Privathaushalte für rund die Hälfte der gesamten Lebensmittelverschwendung auf der Insel verantwortlich sind. Finanziell betrachtet bedeutet das für jeden Haushalt einen jährlichen Verlust von durchschnittlich 470 Britischen Pfund (circa 550 Euro).
Im Durchschnitt verschwenden britische Konsumenten Lebensmittel im Wert von knapp 470 Britischen Pfund (etwa 550 Euro). Foto: Evieanna Santiago on Unsplash
Positiv-Beispiele
Zahlreiche Initiativen kämpfen gegen Lebensmittelverschwendung. Unter anderem die SAVE FOOD Initiative (www.save-food.org) von FAO, UN Environment und der Messe Düsseldorf die es sich zum Ziel gemacht hat, das Thema weltweit in die Öffentlichkeit zu tragen und Gegenstrategien beziehungsweise Lösungen in Zusammenarbeit mit Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zu entwickeln.
In Dänemark konnte dank verschiedener Initiativen der dänischen Nicht-Regierungsorganisation „Stop Spild Af Mad“ (stop wasting food) – einem SAVE FOOD-Mitglied der ersten Stunde – seit dem Jahr 2010 die Lebensmittelverschwendung um rund 25 Prozent gesenkt werden. Die Gründerin Selina Juul hat mit ihrem unermüdlichen Engagement nicht nur eine riesig große Unterstützergruppe auf Facebook hinter sich versammelt, sondern auch 80.000 ‚Goody Bags‘ im ganzen Land verteilt und dafür gesorgt, dass Supermärkte nun statt Preisnachlässe auf große Mengen, Rabatte auf Einzelwaren geben. Ein Beispiel sind reduzierte einzelne Bananen, die mit dem Spruch locken: „Nimm mich mit. Ich bin Single.“ Die tägliche Bananenverschwendung konnte in dem Markt um 90% reduziert werden.
In dänischen Supermärkten gibt es sogenannte „Stop-Food-Waste“-Bereiche, die bald ablaufende oder unschön aussehende Lebensmittel günstig anbieten. Selbst einzelne Bananen finden dort ihren Platz. Foto: Daria Shevtsova from Pexels
Und auch dank moderner Kommunikationstechnologie kann Lebensmittelverschwendung eingedämmt werden. Die in mehreren Ländern genutzte App „Too Good To Go“ zeigt Namen und Adressen von Restaurants, Bäckereien oder Supermärkten an, in denen Lebensmittel zu heruntergesetzten Preisen erworben werden können.
Neu in Dänemark ist der erste „To Good To Go-Laden“. Die Macher des Shops in Kopenhagen bieten hier Lebensmittel von Großhändlern an, die keine eigenen Geschäftsräume besitzen. Laut Aussage von „Too Good To Go“ finden 40 Prozent der Lebensmittelabfälle in Europa schon früh in der Wertschöpfungskette statt, nämlich noch bevor sie in den Einzelhandel gelangt sind. Zahlreiche Nahrungsmittel gehen also verloren, ohne, dass die Verbraucher sie überhaupt hätten kaufen können.
Die Gründe dafür können unterschiedliche sein. Fehlende Logistik, bzw. mangelnde Überprüfung oder Einhaltung von Lagerungsvorgaben, zu hohe Ansprüche des Handels an Haltbarkeitsdaten oder auch falsch etikettierte Waren. Innovative Verpackungssensoren wie beispielsweise bei dem dynamischen Mindesthaltbarkeitsdatum FreshIndex können dafür sorgen, dass Waren zu jedem Zeitpunkt mittels App getrackt werden und so Lagerung und Verkauf der Lebensmittel gezielt gesteuert und Verluste vermieden werden können.
Mit Sensoren und Temperatur-Loggern kann der Zustand von Nahrungsmitteln lückenlos nachvollzogen und auf mögliche Beeinträchtigung schnell reagiert werden. Foto: Tsenso