SAVE FOOD Forschungsprojekt: Neue Lebensmittelverpackungen aus Lebensmittelresten
Bei der Lebensmittelherstellung fallen viele Reststoffe an, die meist ungenutzt entsorgt werden. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Alternativen zu Kunststoffverpackungen. Biologisch abbaubare und kompostierbare Verpackungen können eine nachhaltige Alternative sein, vor allem wenn sie aus den Resten der Lebensmittelproduktion hergestellt werden. In einem neuen SAVE FOOD Forschungsprojekt haben Studierende der Bahçeşehir-Universität (BAU) in Istanbul interessante Ideen dazu entwickelt.
Die Initiative SAVE FOOD wurde 2011 von der Messe Düsseldorf, der interpack und der Welternährungsorganisation (FAO) mit dem Ziel gegründet, Nahrungsmittelverluste und verschwendung weltweit zu reduzieren. Während der Corona-Pandemie hatte die Initiative in Teilen pausiert. Nun gab es den Re-Start mit neuen, zukunftsweisenden Projekten. Eines davon ist das Forschungsprojekt der BAU Istanbul, das sich damit beschäftigt, wie biologisch abbaubares Verpackungsmaterial für Lebensmittel aus Lebensmittelabfällen oder den Nebenprodukten der Nahrungsmittelindustrie hergestellt werden kann.
An der Bahçeşehir-Universität (BAU) in Istanbul wird ein Projekt der SAVE FOOD Initiative durchgeführt. (Bild: BAU)
Für das interdisziplinäre Forschungsprojekt haben sich 28 Studentinnen und Studenten aus verschiedenen Studiengängen – Bioengineering und Biomedical Engineering, Industriedesign, Wirtschaftsingenieurwesen, Technische Informatik, Molekularbiologie und Genetik, Elektrotechnik/Elektronik und Energiesystemtechnik – in sechs Teams zusammengefunden. Zur Vorbereitung belegten sie Kurse zu Themen wie Lebensmittelverpackung, Materialwissenschaften, Design Thinking und der Anwendung von Nanotechnologien. Der Startschuss für das Projekt fiel Mitte Dezember 2022, von da an hatten die Teams drei Monate Zeit für ihre Projekte.
Innovative Verpackungsideen
Die Ergebnisse können sich sehen lassen: So wurde beispielsweise für die Verpackung von trockenen Lebensmitteln eine Kombucha-Scoby-Biofolie aus Orangen- und Teeabfällen entwickelt. Ein anderes Team setzte die Idee um, Erdbeeren unter Schutzatmosphäre in einer Verpackung aus integrierter Nanofolie aus PLA und Reishülsen zu verpacken. Für Süßwaren erarbeitete ein Team eine 3D-gedruckte Pektinfolie, ein anderes stellte aus Bananenblättern, Muschelschalen und Wassermelonenschalen eine doppellagige Lebensmittelverpackung her. Eine Fleischverpackung aus Nanofolie mit Granatapfelschalen sowie eine bienenwachsbeschichtete Innenhülle für Milchverpackungen gehörten ebenfalls zu den Ideen der studentischen Teams.
In die engere Auswahl der Jury schafften es schließlich Ende Februar 2023 zwei Projekte: die Scoby-Biofolie aus Tee- und Orangenabfällen und die Erdbeerschutzverpackung aus PLA und Reishülsen. „Alle Konzepte, die an der Challenge teilgenommen haben, haben das Potenzial – nach einigen Verbesserungen – in die Praxis umgesetzt zu werden“, sagt Zeynep Tacer Caba, Assistant Professor an der Fakultät für Ingenieur- und Naturwissenschaften der Bahçeşehir Universität, die das Projekt betreut. „Die beiden ausgewählten Projekte haben eine besonders gute Perspektive für die Anwendbarkeit. Sie haben Potenzial als wirklich nachhaltige und umweltfreundliche Lösungen für die aktuellen Probleme im Bereich Lebensmittelverpackungen. Aber auch die Gruppen, die nicht gewonnen haben, planen, ihre Ideen als Forschungsprojekte weiterzuführen.“
Die Nanofolie aus PLA und Reishülsen soll Erdbeeren unter Schutzatmosphäre verpacken. (Bild: BAU)
Die beiden ausgewählten Projekte werden im Rahmen des Forums Spotlight Talks & Trends auf der interpack vorgestellt. „Im Moment arbeiten die Studenten noch an der Herstellung von Prototypen und wir hoffen, diese auf der interpack präsentieren zu können“, sagt Zeynep Tacer Caba. „Die sechs Studentengruppen haben wirklich hart an der Bewältigung zahlreicher Herausforderungen gearbeitet, beispielsweise der Auswahl und Sicherheit der Lebensmittelquellen, der Durchführbarkeit ihrer Ideen, gruppeninterner Kommunikationsprobleme oder technischer Herausforderungen im Zusammenhang mit den Experimenten. Insgesamt haben sie gelernt, wie man ein Produkt von der ersten Idee bis zum Prototyp entwickelt.“
Die Studierenden arbeiteten in sechs Teams an dem Forschungsprojekt. (Bild: BAU)
Kick-off für das innovative Projekt war die Regionalkonferenz “Enabling the change” der FAO im Oktober 2022 in Istanbul, die sich mit den Rahmenbedingungen und Innovationen rund um die Verringerung von Lebensmittelabfällen beschäftigte. Hier präsentierte die SAVE FOOD Initiative das Vorhaben gemeinsam mit der BAU. Das Projekt wird von einem Partner aus der Verpackungsbranche sowie der Lebensmittelindustrie unterstützt, Projektpartner sind die Messe Düsseldorf GmbH und CIFAL Istanbul, Teil des Ausbildungs- und Forschungsinstituts der Vereinten Nationen UNITAR.