Nutrition and Food Systems Division (ESN), Food and Agriculture Organization of the United Nations
Julia N. Heyl arbeitet seit 2015 für die “Global Initiative on Food Loss and Waste Reduction” der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO). Als Soziologin erarbeitet sie Informations- und Lehrmaterial für Kinder und Jugendliche zum Thema Nahrungsmittelverschwendung, sowie zu Gender im Kontext ländlicher Entwicklung, Wertschöpfungsketten und Lebensmittelverlusten. Davor war sie tätig für die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), und die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES). Sie hat Sprachen, Wirtschafts- und Kulturraumstudien in Passau studiert, und in Soziologie promoviert.
1. Welcher Aspekt des Food Waste Problems ist in Ihren Augen besonders wichtig?
Sowohl um Lebensmittelverluste (Food Loss) als auch Lebensmittelverschwendung (Food Waste) zu bekaempfen, ist es einerseits essentiell die systemischen Aspekte ins Auge zu nehmen, die dazu fuehren, dass Lebensmittel verloren gehen oder verderben, und andererseits auch durch Information und Bildung gezielt an die Menschen heranzutreten und sie davon zu ueberzeugen, dass sie in ihrem kleinen Wirkungskreis grosse Veraenderungen herbeifuehren koennen.
2. Was halten Sie für den besten Weg, um speziell in diesem Bereich Verbesserungen herbeizuführen?
Um Individuen zu erreichen ist sicherlich Information und Bewusstseinsbildung der Schluessel zu veraendertem Verhalten. Die FAO sieht in Kindern und Jugendlichen ein grosses Potential als ‘change maker’ die Veränderung von Verhaltensweisen in Familien und Schulen im Sinne der Vermeidung von Lebensmittelverschwendung anzuregen.
3. Können Sie bereits positive Entwicklungen zu diesem Bereich in der Gesellschaft entdecken?
Lebensmittelverschwendung ist ein sehr emotionales Thema. Viele Menschen, und auch gerade Kinder und Jugendliche, koennen nicht verstehen, warum wir es uns als Gesellschaft leisten, Lebensmittel in unvorstellbaren Mengen wegzuwerfen, wenn gleichzeitig viele Menschen nicht genuegend zu essen haben. In den letzten Jahren sind sehr viele Initiativen entstanden, besonders von jungen engagierten Menschen, die im Rahmen von Social Entrepreneurship und mit Hilfe der Moeglichkeiten von z.B. den sozialen Netzwerken oder Smart Phone Apps Lebensmittel retten und so der Verschwendung entgegentreten.
4. Welche institutionellen Maßnahmen würden Sie in Zukunft gerne sehen?
Lebensmittelverluste und –verschwendung haben oekonomische, soziale und oekologische Kosten, die nicht zu unterschaetzen sind. Die Multidimensionalitaet der Ursachen und Folgen muss genuegend zur Kenntnis genommen werden, um integrative, die gesamte Wertschoepfungskette miteinbeziehende, Loesungen zu finden.
5. Wie sehen Sie die Rolle der Initiative SAVE FOOD beim Kampf gegen Lebensmittelverlust und - verschwendung?
Die Initiative SAVE FOOD bekommt sehr viel Aufmerksamkeit und kann gezielt Botschaften verbreiten und die Dringlichkeit des Themas vermitteln. Darueberhinaus ist sie eine hervorragende Platform um gleichgesinnte Akteure in Partnerschaften zusammenzufuehren, um gemeinsam Lebensmittelverluste und –verschwendung zu bekaempfen.