Mira Mehta ist Mitbegründerin und CEO von Tomato Jos – einem in Nordnigeria angesiedelten, voll integrierten Agrarunternehmen für Erzeugung und Verarbeitung, das Tomatenpüree und andere landwirtschaftliche Produkte für den inländischen Markt herstellt.
Vor der Gründung von Tomato Jos arbeitete Frau Mehta in den Branchen Finanzdienstleistungen und Gesundheitswesen in New York bzw. Nigeria, wo sie wertvolle technische Fähigkeiten erwerben konnte, eine empathische Sicht der Welt entwickelte und ein starkes Netzwerk aufbaute, mit dessen Hilfe sie ein Unternehmen auf der untersten Stufe der Pyramide gründen konnte. Sie ist Absolventin der Brown University und der Harvard Business School und lebt seit 2008 in Nigeria.
1. Welcher Aspekt des Problems der Lebensmittelverschwendung hat für Sie die größte Relevanz?
Das Lebensmittelverschwendungsproblem mit der größten Relevanz für mein Geschäft, Tomato Jos, sind „Nachernteverluste“, wenn Lebensmittel verderben oder nach der Ernte, aber vor dem Verkauf an Endverbraucher unbrauchbar werden. Mein Unternehmen arbeitet mit Tomaten, und jedes Jahr gibt es eine „Schwemme“, in der das Angebot deutlich über der Nachfrage liegt und die Preise zusammenbrechen - in dieser Zeit gehen viele Früchte verloren, weil Landwirte sie nur schwer verkaufen können.
2. Was ist Ihrer Meinung nach der beste Weg, in diesem Bereich Verbesserungen zu erreichen?
In Nigeria ist die beste Möglichkeit, um bei Nachernteverlusten Verbesserungen zu erreichen, der Ausbau von Straßen! Daneben würde ein besserer Informationsfluss zwischen den Erzeugern und den Märkten helfen –während der Erntezeit und zu anderen Jahreszeiten (wenn die Landwirte sich beispielsweise auf das Pflanzen der Setzlinge vorbereiten). Wenn die Landwirte ihre Produktion über die gesamte Saison hinweg strecken könnten und/oder mehr Informationen darüber hätten, was die anderen machen, würde sich die Gefahr einer Produktionsschwemme verringern.
3. Sehen Sie schon eine positive Entwicklung in diesem Bereich?
Tomato Jos arbeitet mit Landwirten, um deren Produktion zu organisieren und ihre Anbaupraktiken zu verbessern, sodass sie eine gleichbleibende Anlieferung in unserem Verarbeitungsbetrieb sichern und während der gesamten Erntezeit faire und gleichbleibende Preise erzielen. Andere Abnehmerorganisationen arbeiten ebenfalls daran, mit landwirtschaftlichen Erzeugern ähnliche Ankaufsvereinbarungen zu treffen.
4. Welche Maßnahmen von Institutionen würden Sie in Zukunft gerne sehen?
Von der nigerianischen Regierung würde ich mir bessere Straßen und eine Freigabe der Wechselkurse wünschen. Von der Wirtschaft würde ich mir größere Markttransparenz bei der Preisbildung und den Mengen wünschen (was potenziell durch privatwirtschaftliche Dienstleister gemacht werden könnte), außerdem eine Warenbörse für Mais, Weizen, Reis und andere nicht verderbliche landwirtschaftliche Erzeugnisse sowie zusätzliche Logistik- und Kühlkettenlösungen für Frischwaren.
5. Welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach die Initiative SAVE FOOD bei der Bekämp-fung von Nahrungsmittelverlusten und Lebensmittelverschwendung?
Ich denke, dass SAVE FOOD weiter Unternehmen unterstützen kann und sollte, die an der Verminderung von Lebensmittelverschwendung arbeiten, und dass man auch mit Regierungen und anderen Organisationen weiter arbeiten kann, um die Agenda im Bereich Lebensmittelverschwendung voranzubringen.