Nahrungsmittelerzeugnisse aus Lebensmittelüberschüssen. Mobile Apps, mit deren Hilfe Sie preiswerte überschüssige Lebensmittel an Restaurantbuffets kaufen können. Immer mehr Angebote im Supermarkt, bei denen Lebensmittel kurz vor dem Ablaufdatum preisgünstiger angeboten werden. Und umfangreiche Marketingkampagnen bei Einzelhändlern und in der Industrie, damit sie dort ihre Arbeit zur Beendigung von Lebensmittelverschwendung zeigen können. Der Kampf gegen Lebensmittelverschwendung ist nicht nur für die Hippie-Aktivisten gedacht - der Kampf gegen Lebensmittelverschwendung wird zum Big Business. Und das ist erst der Anfang.
Stellen Sie sich vor, dass wir die Welt retten können, in dem wir Zeit und Geld sparen. Wir retten den Kohlenstoff-Footprint und gleichzeitig helfen wir der Lebensmittel-Wertschöpfungskette, sich selbst zu optimieren.
Zu schön, um wahr zu sein? Also der Kampf gegen Lebensmittelverschwendung bringt es auf den Punkt
In vielen Medien wurde Dänemark als in Europa führendes Land bei der Reduzierung von Lebensmittelverschwendung gepriesen. Innerhalb von fünf Jahren wurde die Lebensmittelverschwendung in Dänemark auf Landesebene um 25 % gesenkt. Das ist schon was. Viele dänische Supermärkte beginnen damit, zu einem geringeren Preis gute Lebensmittel zu verkaufen, die kurz vor dem Ablaufdatum stehen. Das bedeutet, dass Supermärkte weniger Lebensmittel verschwenden, mit den Lebensmitteln Geld verdienen, die sonst weggeworfen werden, und die Kunden können Lebensmittel preisgünstiger kaufen und Lebensmittelverschwendung vermeiden. Viele dänische Supermärkte machen diese Initiativen jetzt zu einem Markenbestandteil und kennzeichnen sie unter dem Slogan „Lebensmittelverschwendung stoppen“ als „Lebensmittelretter“ unter den Sonderangeboten. Dieser Trend ist recht populär geworden, und vielleicht sollten sich die internationalen Supermärkte den dänischen Einzelhandel ein wenig genauer ansehen.
Wir müssen uns beeilen. In nur 13 Jahren müssen die Nahrungsmittelverluste und Lebensmittelverschwendung aller Menschen weltweit um 50 % gesenkt werden. Diese Frist steht im neuen Nachhaltigen Entwicklungsziel 12.3 der Vereinten Nationen.
Kürzlich wurde ich eingeladen, mich an der neuen EU-Plattform zu Nahrungsmittelverlusten und Lebensmittelverschwendung zu beteiligen, einem 4-Jahres-Projekt, das scxhwerpunktmäßig zue Erreichung dieses Ziels beitragen soll. Auf der ersten Sitzung der Plattform in Brüssel sprach ich darüber, dass es wichtig ist, sich mit der gesamten Wertschöpfungskette zu befassen - und sich auf Prävention zu konzentrieren.
Es ist gut und wichtig, Lebensmittelüberschüsse an Wohlfahrtsorganisationen zu spenden, aber dadurch befasst man sich nicht mit den Wurzeln dieses Übels. Wir müssen uns die Überproduktion von Lebensmitteln ansehen. Nach Aussage der FAO geht ein Drittel der weltweiten Lebensmittelproduktion entweder verloren oder wird verschwendet. Stellen Sie sich vor, welches grüne Wachstum wir generieren könnten, wenn wir diese Lebensmittel kommerziell nutzen würden.
Heute verlassen viele landwirtschaftliche Erzeugnisse nie die Bauernhöfe, weil die Kunden kein Interesse haben, im Supermarkt eine hässliche Tomate oder einen seltsam aussehenden Blumenkohl zu kaufen. Wenn der Landwirt aber die Möglichkeit hätte, diese Erzeugnisse an ein Nahrungsmittelunternehmen zu verkaufen, das „gerettete Gemüsesuppen“ herstellt und dem die Ästhetik des Gemüses eigentlich egal ist, verhindert das nicht nur den Verlust von Nahrungsmitteln, sondern verschafft dem Landwirt auch eine neue Einkommensquelle.
Die Unternehmen für „gerettete Lebensmittel“ drängen immer stärker auf den Markt. Sie gehören zwar noch nicht zum Mainstream, aber Unternehmen und Startups wie Snact, Misfit Juice, FoPo Food Powder, Rubies in the Rubble, Wonky, Kromkommer, Barstensvol, OverLekker und Spare Fruit werden immer populärer.
Die Erzeugnisse aus „geretteten Lebensmitteln“ erleichtern es auch den Verbrauchern, einen Beitrag zu leisten, um Nahrungsmittelverlusten und -verschwendung zu stoppen. Die Verbraucher müssen nichts anderes tun, als das Erzeugnis zu kaufen und es zu essen, bis zum letzten Krümel. Und mit dem wachsenden Bewusstsein für Lebensmittelverschwendung können viele Nahrungsmittelunternehmen sogar eine neue Marke daraus machen.
Der Trend, die Lebensmittelverschwendung zu stoppen, wächst weltweit, und in letzter Zeit kamen Supermärkte für Lebensmittelüberschüsse bzw. Restaurants dazu, die Lebensmittelüberschüsse verarbeiten. Die Verbraucher sind bald schon bereit, die Erzeugnisse aus „geretteten Lebensmitteln“ zu kaufen - und daraus wird ein neuer Mainstream-Markt entstehen. Wenn wir uns die Cateringindustrie ansehen, können viele „komische“ landwirtschaftliche Erzeugnisse dort gut verwendet werden. Wenn Sie Ihren Salat essen, spielt es eigentlich keine Rolle, ob die Gemüse perfekt oder seltsam aussahen - sie werden alle zusammen in der Salatsschüssel kleingeschnitten. Ein lokales Krankenhaus kann mit einem lokalen Landwirt die Vereinbarung treffen, die „komischen“ Erzeugnisse dieses Landwirts zu kaufen, wahrscheinlich zu einem geringeren Preis. Der Landwirt kann mit den Erzeugnissen Geld verdienen, die er früher weggeschmissen hat, das Krankenhaus kann für seine Patienten leckere Mahlzeiten daraus machen und sich selbst als grünes Krankenhaus vermarkten, das zur Verhinderung von Lebensmittelverlusten beiträgt.