Der Filmemacher Valentin Thurn wurde mit „Taste the Waste“ international bekannt. Der Kino-Dokumentarfilm über die Verschwendung von Lebensmitteln gewann den Umwelt-Medienpreis der Deutschen Umwelthilfe und weitere 15 Preise im In- und Ausland. Zum Thema Lebensmittelverschwendung hat er 2011 das Buch „Die Essensvernichter“ geschrieben, das zum Spiegel-Bestseller avancierte, sowie 2013 den Nachfolgefilm „Die Essensretter“ gedreht, der ebenfalls zahlreiche internationale Preise gewann, darunter den Econsense Journalistenpreis. Auch sein aktueller Kinofilm „10 Milliarden – Wie werden wir alle satt?“ bekam zahlreiche Preise, darunter den deutschen Naturfilmpreis 2015. Das Buch zum Film „Harte Kost“ bekam den Salus-Medienpreis 2015. In den letzten 20 Jahren realisierte Valentin Thurn über 40 Dokumentationen für ARD, ZDF und ARTE, darunter viele preisgekrönte wie „Ich bin Al Kaida“ (Nominierung Deutscher Fernsehpreis). Valentin Thurn ist Vorsitzender des „Taste of Heimat e.V.“. Er gründete 2012 den „Foodsharing e.V.“ und 1993 mit Journalisten aus über 50 Ländern die „International Federation of Environmental Journalists“.
1. Welcher Aspekt des Food Waste-Problems ist in Ihren Augen besonders wichtig?
Wir können gegen die Lebensmittelverschwendung nur dann erfolgreich vorgehen, wenn wir begreifen, dass ein Zusammenwirken entlang der ganzen Produktions- und Lieferkette nötig ist, bis hin zum Verbraucher.
2. Was halten Sie für den besten Weg, um speziell in diesem Bereich Verbesserungen herbeizuführen?
Die Politik sollte einen Rahmen schaffen, in dem es sich für Unternehmen lohnt, nach Alternativen zu suchen, an erster Stelle Vermeiden von Überproduktion, an zweiter Stelle Wiederverwerten (Verkaufen auf Zweitmärkten oder Verteilen an Tafeln oder Foodsharing), an dritter Stelle Verwendung als Tierfutter (hier muss das EU-Verbot aufgehoben werden) und erst an vierter Stelle, wenn gar nichts anderes mehr geht, energetische Verwertung durch Biogas-Anlagen
3. Können Sie bereits positive Entwicklungen zu diesem Bereich in der Gesellschaft entdecken?
Viele Unternehmen suchen nach Lösungen, von kleinen Startups bis zu großen Konzernen. Hoffnung macht vor allem, dass sich so viele junge Menschen dafür interessieren, wie man die Lebensmittelverschwendung verringern kann.
4. Welche institutionellen Maßnahmen würden Sie in Zukunft gerne sehen?
Die Müllgebühren müssten erhöht werden, so dass es für die Unternehmen teurer wird, Lebensmittel wegzuwerfen. Und positive Ansätze sollten durch Steuererleichterungen belohnt werden.
5. Wie sehen Sie die Rolle der Initiative SAVE FOOD beim Kampf gegen Lebensmittelverlust und-verschwendung?
Save Food kann durch seine enge Verbindung zur Verpackungsindustrie und zu den UN-Organisationen Lösungen für die Nachernteverluste in den Entwicklungsländern erarbeiten. Dabei sollte es nicht nur um bessere Verpackung / Konservierung gehen, sondern auch um eine möglichst lokale Erzeugung dieser Verpackung.