EU-Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit Vytenis Povilas Andriukaitis wurde im November 2014 zum EU-Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ernannt. Andriukaitis hat 1975 einen Abschluss einer medizinischen Hochschule erworben. Er hat außerdem einen Abschluss in Geschichte von der Universität Wilna, den er 1984 erwarb. 1990 wurde Andriukaitis in den Obersten Rat der Republik Litauen, den Vorgänger des Seimas (Parlament von Litauen) gewählt und war Mitautor und am 11. März 1990 auch Unterzeichner des Unabhängigkeitsgesetzes von Litauen.
Vytenis Andriukaitis zählte außerdem zu den Autoren der 1992 verabschiedeten Verfassung der Republik Litauen und ist einer der Gründer der sozialdemokratischen Partei Litauens. Andriukaitis war in sechs Legislaturperioden Abgeordneter des litauischen Parlaments. In dieser Zeit war er unter anderem Vorsitzender des Ausschusses für Europaangelegenheiten und Stellvertretender Parlamentspräsident. Von 2012 bis 2014 war Vytenis Andriukaitis Minister für Gesundheit in der litauischen Regierung.
1. Welcher Aspekt des Problems der Lebensmittelverschwendung hat für Sie die größte Relevanz?
Lebensmittelverschwendung ist nicht nur unethisch und unmoralisch, sie ist auch eine ökonomische und ökologische Absurdität, die unsere Gesellschaft sich nicht leisten kann. Es ist eine Schande, in einer Welt Lebensmittel wegzuwerfen, in der mehr als 800 Millionen Menschen abends hungrig ins Bett gehen. Allein in Europa werfen wir jedes Jahr 88 Millionen Tonnen Lebensmittel auf den Müll! Das geht mit bedeutenden ökologischen, ökonomischen und humanitären Folgen einher, die einfach nicht akzeptabel sind.
2. Was ist Ihrer Meinung nach der beste Weg, in diesem Bereich Verbesserungen zu erreichen?
Es gibt viele Wege, um zu Verbesserungen zu kommen. Jeder einzelne von uns kann und muss als Käufer, Verbraucher, Koch oder Köchin, die wir ja zu Hause sind, wenn wir für unsere Familien und Freunde kochen, dazu einen Beitrag leisten. In Bezug auf die europäische Politik würde ich sagen, dass eine Verbesserung der durchgängigen Umsetzung und Anwendung der entsprechenden EU-Rechtsvorschriften, -Programme und -Politiken definitiv ein Schritt nach vorn ist, und wir machen hier schnell Fortschritte. Wir arbeiten auch daran, die Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen Sektor und der Privatwirtschaft zu erleichtern, den Austausch guter Praktiken zu fördern, und wir werden die im Laufe der Zeit erreichten Fortschritte gründlich auswerten.
3. Sehen Sie schon eine positive Entwicklung in diesem Bereich?
Im vergangenen Jahr haben wir die EU-Plattform zu Nahrungsmittelverlusten und Lebensmittelverschwendung gegründet, in der ein großes Maß an breit gefächertem Fachwissen aus Wissenschaft, Verwaltung, Industrie und Zivilgesellschaft zusammenkommt. Sie wird an der Spitze der EU-Anstrengungen stehen, um Nahrungsmittelverluste und -verschwendung vom Erzeuger zum Verbraucher zu bekämpfen und solide Fortschritte hin zur Erreichung des Nachhaltigen Entwicklungsziel zu erreichen, die Nahrungsmittelverluste bis 2030 zu halbieren.
4. Welche Maßnahmen von Institutionen würden Sie in Zukunft gerne sehen?
Neben der Plattform arbeiten wir weiter an einem Katalog sonstiger Maßnahmen wie zum Beispiel: wirksamen und angemessenen Werkzeugen, um eine genauere Messung von Nahrungsmittelverschwendung sicherzustellen; den Leitlinien für Lebensmittelspenden an Bedürftige; der Sicherstellung, dass die gespendeten Lebensmittel alle Lebensmittelsicherheitsstandards erfüllen; der Zulassung von Lebensmittelabfällen als Tierfutter und der Verbesserung der Datumskennzeichnung für Verbraucher, um besser zwischen „Mindesthaltbarkeitsdatum“ und „Verbrauchsdatum“ zu differenzieren.
5. Welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach die Initiative SAVE FOOD bei der Bekämpfung von Nahrungsmittelverlusten und Lebensmittelverschwendung?
Die Initiative SAVE FOOD leistet sehr wichtige Arbeit, um das Bewusstsein für das Thema Nahrungsmittelverluste und Lebensmittelverschwendung zu schärfen. Indem man darüber redet, viele Betroffene - alle Betroffenen - in den Dialog einbezieht, können wir praktische Lösungen für dieses weltweite Problem entwickeln.