Selina Juul, die Gründerin der Bewegung ‚Stoppt Lebensmittelverschwendung‘ in Dänemark, wuchs in Russland auf, bevor sie im Alter von 13 Jahren nach Dänemark übersiedelte. Sie arbeitet als Vortragsrednerin und Grafikdesignerin.
2008 gründete sie die gemeinnützige Organisation ‚Stoppt Lebensmittelverschwendung‘. Seither ist daraus die größte Verbraucherbewegung gegen Lebensmittelverschwendung in Dänemark geworden, die immense mediale Wirkung und Ergebnisse erzielt hat.
Die Bewegung ‚Stoppt Lebensmittelverschwendung‘ arbeitet mit EU-und UN-Initiativen zusammen, und Selina Juul hat viele Preise für ihr unermüdliches Engagement gegen Lebensmittelverschwendung erhalten, darunter den Natur- und Umweltpreis 2013 des Nordischen Rates und den Svend Auken Preis 2013, der ihr von der dänischen Premierministerin Helle Thorning-Schmidt überreicht wurde.
Sie ist außerdem Empfängerin des Verdienstkreuzes Pro Utilitate Hominum (Im Dienste der Menschheit) des Souveränen Ordens des Heiligen Johannes von Jerusalem, Hospitaliter.
3 Fragen an… Selina Juul 1. Welcher Aspekt des Food Waste-Problems ist in Ihren Augen besonders wichtig?
Sie haben die Macht! Die Macht gewöhnlicher Konsumenten ist außergewöhnlich. Mit kleinen, einfachen Handlungen können Sie als Konsument große Wirkung bei der Vermeidung von Lebensmittelverschwendung erzielen. So reduzieren sie den CO2-Ausstoss und sparen Geld und Zeit: Eine Win-Win-Situation. Handeln Sie also als Verbraucher weise und fangen Sie an, zu planen, Einkaufslisten zu erstellen, mit Speiseresten zu kochen, Essen mit Ihren Nachbarn zu teilen. Kaufen und bestellen Sie nur das, was Sie tatsächlich brauchen – und verwenden Sie das, was Sie gekauft haben.
2. Was ist Ihrer Meinung nach der beste Weg, um speziell in diesem Bereich Verbesserungen herbeizuführen?
Die Verschwendung von Lebensmitteln ist eine globale Tragödie für die Menschheit: Schätzungen der FAO zufolge könnten die weltweit weggeworfenen Lebensmittel alle verhungernden Kinder, Männer und Frauen auf der Welt ernähren – und zwar gleich dreimal!
Wir müssen Lebensmittelverluste und ‑verschwendung bekämpfen – und das entlang der gesamten Wertschöpfungskette: Die Lebensmittelindustrie, der Agrarsektor, die Industrie, die Gastronomie, der Einzelhandel sowie wir selbst – die Verbraucher. Es ist an der Zeit, aufzuhören, mit dem Finger auf andere zu zeigen, anstatt zuzugeben, dass wir alle Teil des Problems sind – und folglich auch Teil der Lösung.
Es ist höchste Zeit, dass wir geschlossen gegen Lebensmittelverschwendung vorgehen. Solange wir nur der Nahrungsmittelindustrie die Schuld zuschieben, wälzen wir unsere eigene Verantwortung bloß ab. Es ist allerhöchste Zeit diese Einstellung zu ändern – denn wir sitzen alle im selben Boot.
3. Kennen Sie die Initiative SAVE FOOD bereits und wie sehen Sie die Rolle der Initiative SAVE FOOD beim Kampf gegen Lebensmittelverlust und -verschwendung?
Die Initiative SAVE FOOD ist eine der wichtigsten und grundlegendsten Initiativen im Kampf gegen Lebensmittelverluste und ‑verschwendung. Ich bin stolz darauf, ein Teil der Initiative SAVE FOOD zu sein.
Durch das Zusammenführen der gesamten Lebensmittellieferkette wird das Problem von allen Seiten her angepackt. Lebensmittelverluste und ‑verschwendung zu reduzieren, bedeutet für Unternehmen auch gespartes Geld – solch eine Chance darf man nicht verpassen, insbesondere in Anbetracht der weiter schwelenden Wirtschaftskrise.
Mit positiven Beispielen und Best Practices entlang der gesamten Lebensmittellieferkette können wir dem Skandal der globalen Lebensmittelverschwendung ein Ende setzen.